Wolfenhain – Ein Review von Mivey
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Bewertung:
Grafik
Bewertung: 4/5
Sound
Bewertung: 4/5
Story
Bewertung: 5/5
Technik/Features
Bewertung: 4/5

Gesamteindruck
Bewertung: 5/5

real Troll erlangte mit seinem Erstlingswerk „Die Reise ins All“ sehr schnell große Bekanntheit in der deutschen RPG-Maker Szene und auch seine späteren Spiele, ob „El Dorado“ oder „Moloch City“ haben am Bild des genialen Entwicklers kaum etwas gerüttelt. All dies war für ihn aber kein Grund auf seinen Lorberen auszuruhen, stattdessen stürtzte er sich sofort auf sein nächstes Großprojekt. Statt Steampunk und Sci-Fi diesmal Fantasy und Mittelalter, Wolfenhain spielt in einem Setting, das so ähnlich schon von Maker-Projekten oft angegangen wurde, doch inwiefern schafft es real Troll sein Projekt einzigartig sein zu lassen?

Die Geschichte von Wolfenhain greift zwar viele Rollenspiel Topoi auf, die Handlung als solche wirkt aber an keiner Stelle von irgendwo abgekupfert. Sie ist im Verlauf recht gut nachvollziehbar und hat an einigen Stellen auch gewisse Ähnlichkeiten mit „Die Reise ins All“: Auch hier bricht eine Gruppe von drei grundunterschiedlichen Helden eher unfreiwillig auf eine Reise auf, die das Schicksal der ganzen Welt beeinflussen wird.
Ohne auf den Inhalt näher einzugehen, liegt die Bedrohung in der Welt von Wolfenhain darin, dass überall in der Welt seltsame Stalagmiten aus der Erde aufsteigen und die sonst harmlosen Tiere zu wilden Bestien werden lassen. Der „Orden des Güldenen“ weiß jedoch Rat: Durch einen heiligen Marsch, geleitet durch den einen Erwählten, soll wieder Ordnung in die Welt einkehren. Doch ein Abenteurer namens Gisulf und Waldrada, eine Hexe in spe, mischen sich ein und Brun, ein aufstrebendes Mitglied des Ordens, muss einsehen, dass die Dinge manchmal anders verlaufen als erwartet. Diese drei sind jetzt gezwungen gemeinsam den Heiligen Marsch zu beenden und auf die Spur der mysteriösen Stalagmiten zu kommen.
Obwohl die Handlung weitesgehend linear ist, erlaubt es uns das Spiel schon sehr früh die nähere Umgebung zu erkunden und allerlei Neben-Quests zu lösen, die einzelnen Abschnitte sind auch klar voneinander getrennt sodass der Spieler bewusst entscheiden kann wann er weitergehen und die Handlung weitergehen lassen möchte.

Was die Handlung zusätzlich interessant macht, sind die guten Charakterisierungen der Helden und auch Nebencharakteren. Jeder hat seine komplett eigene Art zu reden, aber man merkt auch zu jedem Augenblick, dass sowohl Brun, Gisulf oder Waldrada, ihre eigenen Beweggründe und Ziele haben und sich auch sehr wohl streiten, wenn sie am Ende auch gezwungen sind zusammenzubleiben. Auch die NPC sind keine stummen Statisten, sie wirken, praktisch allein durch gute Dialoge, lebendig und dreidimensional. Wie auch in praktisch jedem anderen Spiel von real Troll kann man sich in diesem Punkt auf einige unterhaltsame Momente gefasst machen.

Das Spiel befindet sich noch im Demo-Status und es bleibt zu erwarten, dass real Troll noch eine Menge mehr Features und Extras in das Spiel einbringen werden wird, schon jetzt lässt sich aber erahnen wie facattenreich das fertige Projekt sein könnte. Zu allererst lässt sich sagen, dass das Spiel in vielem „Der Reise ins All“ zumindest ähnelt, real Troll hat sein Erfolgskonzept hinter seinem Debüt-Spiel nicht verworfen. Auch in Wolfenhain wird das Standard Kampfsystem des RPG- Makers benutzt, diesmal von der 2003er Version. Im Vordergrund steht Taktik, jeder Gegner hat eine gewisse Schwäche, entweder Hieb oder Klingenwaffen, zwischen denen wir jederzeit wechseln können oder verschiedene Arten von Magie. Bei größeren Gegenergruppen ist die Zusammenarbeit der Helden-gruppe gefragt, manche sind besser im Heilen, andere sind in der Offensive effektiver. Es sei auch anzumerken, dass es in Wolfenhain keinerlei random encounter gibt, was dem Spieler zusätzliche Kontrolle über das Spielgeschehen gibt.
Neben dem Kampfsystem fallen gameplaytechnisch auch die Unzahl an kleinen Minispielen auf, die essentiel für den Spielverlauf sind, so etwa das Knacken von Schlössern, das Entschärfen von Fallen, die Möglichkeit Tränke zu Brauen oder sogar knifflige Rätsel zu lösen. Viele dieser Minispiele sind auch einmalig, so etwa die Stelle an der Gisulf probiert Bruns Blick auf eine Wiese zu versperren, in der gerade Waldrada einem NPC einen „Gefallen“ bereitet.

Grafisch ist Wolfenhain eines der aufwändigsten Spiele die real Troll wohl je entwickelt hat, wie zuvor wird zwar zum Großteil Refmap oder M&B-Sets verwendet, jedoch in fast jeder Map mit eigenen Edits versehen, so dass jede Region des Spiels, von der Festung des Güldenordens bis hin zu den Wäldern der Hexen, leicht von einander zu unterscheiden ist. Die Grafiken aller Hauptcharaktere und auch zahlreicher NPC, sowie ihre Facesets und Animationen wurden eigens fürs Spiel angefertigt und verleihen Wolfenhain in jedem Augenblick einen eigenen Look.
Die musikalische Untermalung basiert, wie man erwartet, auf Midis. Real Troll hat es aber geschafft viele exotische und unverbrauchte Lieder aufzutreiben, die sehr wohl den mittelalterlichen Flaire aufrechtzuerhalten.

Fazit:
Ein gut umgesetzter Mittelalter Flaire, fantastische Charaktere mit guten Dialogen und eine Prise Humor, die überall im Spiel zu finden ist. Wem die vorherigen Spiele von real Troll gefallen haben, wird von Wolfenhain nicht enttäuscht werden und für alle diejenigen, denen Namen wie „Die Reise ins All“, „El Dorado“ oder „Moloch City“ nichts sagen: Hier ist definitiv eine Perle der RPG-Maker Szene, wenn auch noch in einem frühen Zustand. Es bleibt abzuwarten, wie viel Inhalt bis zur Vollversion noch hinzukommt und welche Überraschungen Gisulf, Brun und Waldrada erwarten werden.


Mivey • 08.07.2011