Yume Nikki - Ein Review von Mivey
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Bewertung:
Grafik
Bewertung: 5/5
Sound
Bewertung: 4/5
Story
Bewertung: 3/5
Technik/Features
Bewertung: 3/5

Gesamteindruck
Bewertung: 5/5

ゆめにっき( jap. für Traumtagebuch) ist ein Spiel, das von kikiyama entwickelt wurde. War es zuerst ein Geheimtipp auf dem japanischen Forum “2 Channel ”, fand es nach seiner Übersetzung ins Englische rasch die Aufmerksamkeit der englischsprachigen Indie-Game Community. Dieser plötzliche Ruhm und diese Bekanntheit sind nicht unverdient und schon auf den ersten Blick wird es klar, dass es sich bei Yume Nikki um ein Spiel der besonderen Klasse handelt. Es hält sich an keine der Gepflogenheiten eines gewöhnlichen RPG-Maker Spiels, daher ergibt auch ein Vergleich mit anderen, typischeren Spielen zur Bewertung keinen Sinn.

Dennoch soll das Spiel hier näher betrachtet und so hoffentlich den experimentierfreudigeren Spielern näher gebracht werden, denn so viel sei schon jetzt gesagt, Yume Nikki ist kein Spiel für jede(n).

Die Geschichte und die Handlung von Yume Nikki spielt zum Großteil in unserem Kopf. Wir erfahren, außer dem Namen, fasst nichts über unsere Protagonistin Madotsuki. Sie ist in ihrem Zimmer und möchte nicht raus. Ist sie etwa eine Hikikomori ?, eine in Japan immer größer werdende Erscheinung, bei der sich die Betroffenden in ihrem Zimmer oder ihrem Haus einschließen und jeglichen Kontakt mit der Außenwelt vermeiden.

Madotsukis einzige Tätigkeit in Yume Nikki ist sich schlafen zu legen und somit ihre Traumwelt zu betreten. Ihr Traum beginnt immer in ihrem Balkon, zurück im Zimmer können wir jetzt die Tür beschreiten und gelangen weiter in einen dunklen Raum mit weiteren Türen. Jede von ihnen zeigt uns andere Welten, erschaffen durch ihr Unterbewusstsein. Jederzeit kann Madotsuki die Traumwelt verlassen in dem sie sich zwickt und somit aufwacht.

Was die Träume bedeuten, wird uns im Spiel nirgendwo erklärt. Es liegt an uns Antworten zu finden, falls wir sie überhaupt wollen. Es geht in Yume Nikki nicht um eindeutige Handlungen, es geht um das Erlebnis. Genauso wenig wie wir in einem Traum objektiv analysieren können was passiert, zwingt uns dieses Spiel, die Irrationalität der Traumwelt zu akzeptieren. Je tiefer wir eindrigen, desto verschlungener werden die Wege, desto mehr entweichen wir einer scheinbaren Wirklichkeit.

Das Gameplay in Yume Nikki ist sehr einfach, es gibt nur wenige grundlegende Regeln und Mechanismen. Einerseits können wir gewohnt herumlaufen und durch Tastendruck mit unserer Umwelt reagieren. Das zentrale Element ist das Erforschen der Traum-Welten. Sobald wir in der Traumwelt sind, dürfen wir durch die 9-Taste jederzeit aufwachen um z.B. unser Spiel zu speichern, wozu wir unser namensgebendes Traumtagebuch benutzen. Falls wir in Träumen auf andere NPCs treffen, immer bizarre, stumme Wesen, erhalten wir „Effekte“ die wir über das Menü auf Madotsuki anwenden dürfen, die meisten davon verändern ihr aussehen, um ihr monsterhafte Züge zu verleihen.

Es sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass auch ein Pseudo NES-Spiel als Minispiel verfügbar ist, in welchem wir ein rote Figur steuern und fallende Fische auffangen müssen. Auch hier ist klar, dass nicht Spaß im Vordergrund steht, da man im Spiel nicht gewinnen kann und es einen sehr frustierenden Schwierigkeitsgrad hat, je weiter es fortschreitet.

Grafisch ist dieses Spiel am Auffäligsten, es gibt sehr viele eigens gepixelte Sprites, die sich sehr von einander unterscheiden, vermutlich teilweise auch aus anderen Quellen stammen. Jede der Traum-Welten hat einen eigenen Look, und nur sehr selten gibt es klar erkennbare Strukturen. Die einzigen beiden Maps die wirklich vertraut wirken, bilden das Zimmer von Madotsuki, zu dem wir zwischen den Traumsequenzen immer wieder zurückkehren. Viele der „Effekte“, die wir sammeln können, verändern auch Madotsukis aussehen in den Traumwelten, so kann sie zu einem gesichtslosen Geist werden oder sich in eines Monster verwandeln, dem sie in ihren Träumen begegnet.

Die Musikstücke bestehen oft aus sehr kurzen Sequenzen die innerhalb eines Levels endlos wiederholt werden, und immer gut zur Atmospähre beitragen, vorallem auch deswegen da wir normalerweise nicht länger als einige Minuten in einem Gebiet sind. Gewohnt klingen soll die Musik nicht und das tut sie auch nicht.

Wie man Yume Nikki bewertet ist eine Frage die nicht ganz klar beantwortet werden kann. Es ist streng genommen kein Spiel im klassischen Sinne. Man kann nicht gewinnen oder verlieren, es gibt auch keine klaren Ziele. Repräsentiert dies unsere Protagonistin, die sich ziel- und hoffnungslos in ihrem Zimmer eingesperrt hat? Ist so introvertiert, dass ihr Leben sprichwörtlich in sich gekehrt ist, sie also nur noch in ihrem Träumen Abwechslung findet? Oder ist das Spiel überhaupt ein Traum in einem Traum? Klare Antworten gibt es keine, aber darum soll es wohl gar nicht gehen.

Fazit:
Alle, die ein echtes Spiel, mit klaren Regeln und Zielen erwarten, sie werden es nicht finden.

Yume Nikki ist anders. Yume Nikki ist eigentlich auch kein Spiel, es lässt sich überhaupt nicht in klar definiertes Genre einteilen, es ist vielmehr ein Kunstwerk. Falls man das versteht, kann man sich darauf einlassen und es als das begreifen was es ist, ein einzigartiges Erlebnis.

Mivey • 29.07.2011