Quintessence – The Blighted Venom – Ein Review von Mivey
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Bewertung:
Grafik
Bewertung: 3/5
Sound
Bewertung: 5/5
Story
Bewertung: 5/5
Technik/Features
Bewertung: 4/5

Gesamteindruck
Bewertung: 3/5

Freebirdgames, das ist ein Team aus vier Mitgliedern, machte in der englischsprachigen Maker- Community durch ihre Pläne neuerdings von sich Reden, nicht nur soll es „Zum Mond“ gehen, auch kommerziell verkauft werden soll das Ganze. Diese Überzeugung über die Qualität ihrer Projekte kommt nicht von ungefähr, mit dem schon seit einigen Jahren entwickelten, und noch nicht abgeschlossenen, „Quintessence“ zeigte das Team unter der Leitung von Kan „Reives“ Gao was es kann. Was erwartet uns, die wir Deutsch, und zumindest auch Englisch, zu unserem Sprachrepertoire zählen dürfen?

Ich beginne bei der Story, die definitiv und unzweifelbar im Fokus dieses Projektes steht und bevor noch irgendwas zum näheren Inhalt gesagt wurde, ein Stichwort: FLASHBACKS! Ja, davon hat dieses Spiel eine Menge, und nicht nur die Sorte, wo wir etwas Neues und Unbekanntes erfahren, nein, es macht dem Storywriter, wohl einen Höllenspaß uns ständig gefühlte fünf Minuten in die Vergangenheit zu schicken, für den Fall das wir währenddessen vor Langeweile eingeschlafen sind und uns nicht mehr erinnern können. Man verzeihe mir meinen unneutralen Ton, aber wenn ich jedes Mal, wenn wieder eine Rückblende kommt [Hyperbel] aus Frust haare-raufend aufschreie und das Bedürfnis habe meinen Kopf gegen die Tastatur zu schlagen, bis sie wie eine reife Melone platzt (ja, die Tastatur) [/Hyperbel], fällt es mir etwas schwer objektiv zu bleiben. Egal wie gut eine Geschichte ist, und im Falle von Quintessence ist sie eigentlich sehr gut, dieses extrem überbenutzte Stilmittel ruiniert es komplett. Jedes Mal wenn jemandem, IRGENDjemanden, etwas Schlimmes wiederfährt, wird dem Plot die gesamte Dynamik genommen, jegliches Vorankommen gehemmt und wir dürfen uns ansehen, was ihm/ihr vor 20 Jahren als Kleinkind ähnlich schlimmes wiederfahren ist. Auch die wahnsinnige Anzahl der Cutscenes nimmt dem Spiel einiges an Spielspaß, und ohne Spaß ist auch die beste Story umsonst. Ich sage nicht, dass jede Geschichte fröhlich sein sollte, nur das Spielen selbst darf nicht zur Qual werden, und anders kann ich es kaum bezeichnen. Es zeigt sich eben, das die Dosis ausmacht was Gift ist, und was nicht.

Denn die Story selbst, die sich um ein wirklich gut inszeniertes Liebesdreieck, eine magische Substanz, die die Welt bedroht und ein Geheimnis, das weiter reicht als man zuerst denkt, dreht, ist eigentlich superb. Auch wenn sie schlecht erzählt ist, zumindest im Kontext des Mediums „Video-Spiel“, ändert dies nichts an ihrer eigentlichen Qualität und es ist schade, dass hier nicht mehr Gedanken in puncto Storytelling gemacht wurden.

Man solle aber nicht glauben, es würde sich bei Quintessence um einen selbstablaufenden Film halten, schließlich gibt es praktisch alle der typischen Rollenspiel-Systeme hier zu finden. Zuerst zum Kampfsystem: Dieses erlaubt es uns, in einer von der Region abhängigen Map frei zu bewegen und die, sich ebenfalls bewegenden, Feinde zu töten. Der Schwierigkeitsgrad ist sehr, sehr niedrig, dank einer Selbst-Heil-Fertigkeit und zusätzlich der Möglichkeit die üppig-vorhandenen Heil-Items im Kampf benutzen zu dürfen, es ist also wirklich nicht leicht einen Kampf nicht zu gewinnen. Die Gegner sind aber, vergleichsweise, abwechslungsreich in ihrem Vorgehen und Taktiken und Boss-Fights können schon knifflig sein, bevor man ihre Achillesferse gefunden hat.

Daneben gibt es auch viele kleinere, oft nur einmal vorkommende, Minigames, die einfach zu bewältigen sind und auch für Zerstreuung von der Rückblende-Flut sorgen. Von Verstecken-Spielen bis zu wilden (wenn auch etwas frustrierenden) Fluchten vor einer Truppe Soldaten ist alles geboten. Eine Unzahl von Features erwarten den Spieler in diesem RPG-Maker XP Spiel, auch ein praktisches Menü um all dies zu verwalten bleibt nicht aus, das Interface ist hierbei eine klare Hommage an Chrono Trigger.

Das RTP des RPG-Maker XP dominiert in den meisten Maps, von gelegentlichen Edits abgesehen. Für Facesets wurde der „Faceset-Maker“, ein Tool das per RPG-Maker 2003 umgesetzt wurde, verwendet. Davon abgesehen finden sich aber auch gelegentliche Art-Works die verschiedene Szenen des Spiels genauer darstellen. Das Mapping selbst ist gut, insofern, dass nichts negativ ins Auge fällt und ein Fortbewegen auf den Teils schon größeren Arealen leicht möglich ist. Man merkt, dass im Team keine großen Pixler dabei sind, aber sie dennoch ihr vorhandenes Potential gut ausschöpfen. Bemerkenswert sind hier auch die gut inszenierten „Musik-Videos“, die manchmal am Anfang oder Ende eines Kapitels vorkommen, sie zeigen wie wichtig die Präsentation den Entwicklern war.

Dann gleich zum nächsten Punkt, der Musik. Das Spiel hat sehr viele eigens komponierte Stücke, die einem auch lange nach dem Spielen noch im Kopf bleiben und das Erlebnis einzigartig werden lassen. Einige von ihnen wurden auch von der Sängerin Laura Shigihara, die bereits für „Plants vs. Zombies“ ein Lied interpretierte, vertont. Dank diesem großartigen musikalischen „Ensemble“, mit sehr vielen melancholischen Liedern, bekommt „Quintessence“ noch einen großen Pluspunkt in Sachen Stimmung und Atmosphäre.

Fazit:
Vielleicht kam aufgrund meiner näheren Erläuterung der Fehler des Storytelling gleich zu Beginn das Gefühl auf, dieses Spiel entspreche nicht einem gewissen Mindest-Standard oder sei gar nicht erwähnenswert. Das ist nicht meine Absicht, aber angesichts der hervorragenden Qualität in allen anderen Bereichen, ist es für die Leser hoffentlich auch verständlich, dass die konsequenten Fehlentscheidungen in dem erwähnten speziellen Punkt eben besonders „weh“ tun. Wenn überhaupt würde ich es Freebirdgames nahe legen, ihre zukünftige Herangehensweise bei diesem noch unabgeschlossenen Projekt zu überdenken und mehr Interaktivität und lineares Storytelling zuzulassen, damit hoffentlich das volle Potential dieses sonst so großartigen Rollenspiel Epos‘ wirklich zu Tage treten kann und nicht unüberlegt weggeschmissen wird.
Mivey • 18.09.2011